Freitag, 22. Februar 2008

Ein Odenwälder Original

Der "Raubacher Jockel"




mit bürgerlichem Namen Jakob Ihrig, wurde am 05 Mai 1866 in Raubach im südlichen Odenwald geboren.


Der "Raubacher Jockel" ist ein Original der Raubach. Nie hat er eine Lehre gemacht und doch war er ein Alleskönner. Er verdiente sein Geld als Gemeindediener, gräflicher Waldarbeiter, Uhrmacher, Totengräber, Feldschütz und Köhler.


Seine Liebe aber galt der Musik. In dieser Kunst war er ein wahrer Meister. Er gehörte zu den vielen Odenwälder Musikanten, denen Adam Karillon in seinem Roman "Die Mühle zu Husterlo" ein Denkmal gesetzt hat. Obwohl er nie Unterricht hatte, spielte er fast alle Instrumente und wußte alle Tänze und Volkslieder auswendig.


Wenn er auf der Kirchweih die Geige strich oder die Trompete schmetterte, dann riß er Jung und Alt in seinen Bann. So zog er von Fest zu Fest und war oft den ganzen Sommer unterwegs.


Als er arm und alt war und seine Ämter nicht mehr ausüben konnte, gaben ihm seine Raubacher Dorfgenossen Wohnung und Freitisch.


Sein Grab auf dem idyllisch gelegenen Waldfriedhof ist immer wieder Ziel eines Spazierganges. Am 07. Mai 1994 wurde eine Gedenkstein zu Ehren des Raubacher Jockels auf dem kleinen Ortsplatz der Dorfes enthüllt.


Viele Geschichten werden vom Raubacher Jockel erzählt:


Die vielleicht bekannteste Geschichte handelt von der Begegnung des Jockels mit dem Grafen von Erbach-Fürstenau.



Der Graf hatte sich einmal auf der Jagd im Falkengesäßer Forst verirrt und traf hoch zu Roß den rußgeschwärzten Jockel am Kohlenmeiler.
Froh darüber, daß er einen Menschen in der Einsamkeit traf, fragte er ihn höflich nach dem Weg in die Raubach. Dorthin hatte er nämlich einen Jagdwagen bestellt.


Der Jockel, der keine Hemmungen vor der Obrigkeit hatte, antwortete in seiner saloppen Art: "Wenn du in die Raubach willscht, dann muscht du erst den Buckel nuff, dann de Buckel nunner und wirrer nuff, dann kimmschte in die Raubach."


Der Graf war jedoch über das vertrauliche Du unangenehm berührt und antwortete etwas ungnädig: " Wissen Sie eigentlich, wer ich bin? Ich bin der Graf von Erbach-Fürstenau!"


Den Jockel brachte das jedoch nicht aus der Ruhe, und er meinte respektlos:" Un wann du aach de Graf bist, so mußte doch de Buckel nuff, dann runner un wirrer nuff, sunst kimmste dei Lebdag net in die Raubach."


Wortlos über soviel Unverfrorenheit entfernte sich der Graf.

3 Kommentare:

Gudl hat gesagt…

Ein witziges Original.
Schade, dass er schon tot ist.

Gemma hat gesagt…

Lustige Geschichte!
Wenn man den Dialekt liest, kann man dich reden hören, Horst. Haha! ;-))

Dunja hat gesagt…

Richtige Geschichtskunde!